Kurzartikel

Teil 5: Fragen der Leser

Transfer PrintingIn einer mehrteiligen Artikelserie hilft Holger Beck, mögliche Probleme zu erkennen und Lösungsansätze zu entwickeln. Es gibt nicht für alles einfache Patentlösungen, aber über ein Verständnis der Hintergründe lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, die helfen, schneller und somit kostengünstiger zu arbeiten und Reklamationen zu vermeiden. In diesem fünften Teil werden Fragen beantwortet, die der Autor von den Lesern erhalten hat.

Transferdruck | von Holger Beck, www.seftextile.com/ www.sef-france.com

Folien mit starker Haftung

Reflexfolien sind in der Regel 150 – 180 μ dick und anders als bei Flockfolien muss hier aufgrund des unterschiedlichen Herstellungsprozesses quasi die ganze Folie durchgeschnitten werden.

Aufbau Reflexfolien
Aufbau Reflexfolien

Bei Reflexfolien werden in der Regel zuerst die Glasperlen auf einem Träger fixiert. Dann werden sie rückseitig verspiegelt, anschließend Klebstoff und Schmelzkleber aufgebracht. Es müssen also rund 160 μ geschnitten werden, das ist grade so die Grenze bei der ein spitzes Messer („Flockmesser“) sinnvoll sein kann.

Wenn allerdings die Folie recht elastisch ist, sollte man eher mit dem 45° Messer arbeiten. Wichtiger als der Schneidwinkel/Freiwinkel ist bei Reflexfolien vermutlich der Keilwinkel. Je größer der Keilwinkel, desto länger bleibt das Messer trotz Glasperlen scharf.

Plottermessern
Winkelangaben bei Plottermessern

Folien mit starker Haftung

Folien mit einer starken Haftung sind nicht einfachr zu schneiden, denn, im Gegensatz zur landläufigen Annahme, ist eine starke Rückklebrigkeit nicht unbedingt gleichzusetzen mit einer starken Haftung. Eine starke Haftung kann man auch mit einer geringen oder gar ohne jegliche Rückklebrigkeit erreichen. FlexCut Sweet zum Beispiel ist eine Flexfolie mit guter Haftung auf dem Träger, allerdings ohne jegliche Rückklebrigkeit.

Eine hohe Haftung ist zwar gut für das Schneiden, denn je stärker die Haftung der Folie auf dem Träger ist, desto einfacher lässt sich die Folie schneiden.

Spannungsfeld Flexfolie
Spannungsfeld Flexfolie

Allerdings wird das im weiteren Verlauf eher zum Nachteil, da die Folie beim Entgittern dann zum Reißen neigt, das Entgittern dauert dann entsprechend länger. Damit das nicht passiert, muss die Folie dick und zäh sein, was wiederum nicht gut für den Griff und den Tragekomfort ist. Es gilt die richtige Balance zu finden zwischen den konkurrierenden Zielen Schneidbarkeit – Entgitterungsverhalten – Träger abziehen – Griff.

Haftung von bedruckbaren Flexfolien

Bedruckbare Flexfolien haben keine starke Haftung. Auch hier zeigt sich das Klebrigkeit und Haftung nicht miteinander gleichzusetzen sind. Die meisten bedruckbaren Flexfolien haben keinerlei Klebrigkeit, aber Haftung. Und warum ist diese Haftung jetzt vergleichsweise niedrig, so niedrig, dass die Folie manchmal nicht gut zu schneiden ist? Wenn die Haftung höher wäre könnte man die Folie nicht mehr mit Tape vom Träger lösen. Man könnte zwar ein stärker klebendes Tape verwenden, dann wird aber das Abziehen des Tapes nach dem Transfer schwieriger und unter Umständen verzieht sich das Textil. Bei bedruckbaren Flexfolien kommt noch eine zusätzliche Dimension zu dem oben genannten Spannungsfeld hinzu.

Spannungsfeld bedruckbare Flexfolie
Spannungsfeld bedruckbare Flexfolie

Temperatur der Presse mit Abdeckpapier

Die erforderliche Temperatur hängt vom verwendeten Material ab. Ein 80g/qm Papier reduziert die tatsächliche Temperatur am Schmelzkleber nach 17 Sekunden bei 165 °C um rund 5 °C.

Ein handelsüblicher Teflon Abdeckbogen mit 250 g/m2 unter denselben Bedingungen um rund 10 °C. Um diese Temperaturdifferenz sollte die Presse höher eingestellt werden um auf der sicheren Seite zu sein. Bei dickeren und stärker isolierenden Materialien wie zum Beispiel Gummimatten sogar noch mehr.

Temperaturverlauf Transferpresse
Temperaturverlauf des Schmelzklebers mit einer Transferpresse bei 165°C