Nachtrichten

Eine kürzlich gemeinsam von der Beratungsfirma Pira International und der FESPA durchgeführte Studie rechnet zwischen 2009 und 2014 mit einem Zuwachs beim digitalen Textildruck von 114,6 Mio. € auf beinahe 1 Mrd. €. 

Der Bericht erwartet, dass die Gesamtzahl der installierten digitalen Textildrucker 2014 auf 52.800 steigen wird – das entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 23,1%.  Eine Studie von IT Strategies aus dem Jahr 2006 zu dem Marktsegment Kleidungsdekoration schätzte den größtenteils durch die umfassendere Einführung von Direct-to-Garment (DTG)-Tintenstrahldruckern gestiegenen Einzelhandelswert digital bedruckter Kleidung für dieses Jahr auf 12 Mrd. $.

Die digitale Technologie hat die breitere „Tinte-auf-Papier“-Druckbranche bereits verwandelt und verspricht nun Ähnliches für den Textildruck.  Digitaldruck eignet sich perfekt für kurze Produktionsläufe und schnelle Lieferzeiten, welche die heutigen bedarfsorientierten Lieferketten untermauern.  Er verkürzt außerdem die Produkteinführungszeit der Hersteller enorm, da neue Ideen einfacher auf dem Markt getestet werden können und die Kreativität gefördert wird.  Außerdem erfüllt er die wachsenden Erwartungen der Verbraucher, Produkte persönlich zu gestalten und schnell über das Internet zu bekommen.

In der Zwischenzeit bieten Fahnen und Banner, der am schnellsten wachsende Sektor für digitale Textilien, den Absatzfachleuten der Konzerne beträchtliche ästhetische, Umwelt- und praktische Vorteile.  Es werden mehr und mehr Stoffe für den Digitaldruck entwickelt. Sie können recycelt werden und sind einfacher und billiger zu transportieren.

Es ist nicht überraschend, dass bereits neue Firmen von diesen Aussichten angezogen werden, um das Potenzial eines Gewinns aus neuen Unternehmensmodellen zu erforschen.   Bei der Studie von IT Strategies über Kleidungsdekoration zum Beispiel wurden drei Arten von Firmen identifiziert, die in Tintenstrahldrucker für den Direktkleidungsdruck investieren:  Siebdrucker und Stickereiunternehmen, die bereits im Direktkleidungsdruckgeschäft arbeiten, T-Shirt-Druckereien, die zur Zeit Thermodrucker oder Farblaserdrucker und Kopierer verwenden, sowie Unternehmen, die wie Interneteinzelhändler und Fotografen auf dem Markt vollkommen neu sind.  Zu weiteren potenziellen Neueinsteiger gehören traditionelle Einzelhändler, die die Möglichkeit eines Kiosks in ihrem Geschäft erwägen.

Auf den ersten Blick weisen diese Vorhersagen darauf hin, dass sich die digitale Technologie ihren Weg schnell und unaufhaltbar durch den Textildruck bahnen wird.  Es bestehen jedoch beträchtliche Unterschiede zwischen der „Tinte-auf-Papier“-Branche und der Welt der Stoffe.  Zum einen umfasst der digitale Textilsektor zwei weitere, sehr unterschiedliche Sektoren.  Es gibt Unternehmen, die Banner, Grafiken und (manchmal) Kleidung zur Verwendung in einer Vielzahl von Umgebungen von gewerblichen Geländen über Ausstellungen und Museum bis zu Konzerthallen und Theatern liefern.  Weiterhin gibt es Drucker, die Verbrauchermärkte für Mode und dekorative Stoffe beliefern, und den Kunden das Fachwissen zur Verfügung stellen, um die anspruchsvollen Standards des Einzelhandels bezüglich Wasch-, Licht- und Reibechtheit zu erfüllen.

Der Textildrucksektor unterscheidet sich außerdem von der breiteren Druckbranche durch die Vielzahl der verwendeten Verfahren, von denen jedes seine Vor- und Nachteile hat. Traditioneller (analoger) Siebdruck bleibt das Verfahren der Wahl zum Druck von qualitativ hochwertigen Produkten in großen Stückzahlen, Vorbereitungs- und Einrichtungsverfahren machen ihn jedoch für kürzere Produktionsläufe weniger gut geeignet (die geschätzte Gewinnschwelle für einen Siebdruckproduktionslauf liegt zwischen einer Stückzahl von 48 und 72).

Farbstoffsublimation, das digitale Verfahren, das den Displaymarkt beherrscht, bietet sowohl hohe Qualität als auch kleine Stückzahlen, funktioniert jedoch allgemein am besten bei Stoffen mit hohem Polyestergehalt und erfordert lichtdurchlässige Farben, die es am besten für weiße oder helle Kleidung geeignet machen.

Tintenstrahldruckbasierter Direktkleidungsdruck dagegen produziert gute Ergebnisse auf 100% oder 50/50% Baumwolle, so dass Modetextildrucker auf billigeren Kleidungsstücken drucken und mit den Siebdruckern bei größeren Stückzahlen konkurrieren können, insbesondere da sich die Geschwindigkeitslücke zwischen Tintenstrahldruck und Siebdruck verkleinert.  Weitere Attraktionen umfassen die Fähigkeit, auf Seide, Mischgarnen und anderen Stoffen drucken zu können, und dank der kürzlich entwickelten weißen Farben auch auf dunklen Stoffen drucken zu können.

Da die Anwendungsbereiche für digitale Textilien mit den Fortschritten bei der Produktionstechnologie wachsen und Neueinsteiger den Sektor erobern möchten, ist es wesentlich, dass die Textildrucker über die Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben.  Die FESPA 2010 stellte eine gute Gelegenheit dar, um genau das zu tun.  Die diesjährige Veranstaltung spiegelte den wachsenden Einfluss der digitalen Technologie in allen Sektoren wider, wobei drei Hallen den digitalen Ausstellern vorbehalten sind.  Die diesjährige Ausstellung umfasste außerdem erstmalig die FESPA Fabric, eine umfassende „Messe innerhalb der Messe“, die sich ausschließlich auf die Kleidungsdekoration konzentriert.