Digitaldruck auf der holländischen Karibikinsel Curaçao

von Pierre Wouters

In der Ausgabe 95 von Eurostitch Magazine habe ich über unsere Unternehmen auf der Insel Curaçao geschrieben: Stitch One, Grafitex und DP+D (Digital Print and Design). Grafitex begann als Seidensiebdruckunternehmen vor 25 Jahren mit dem Bedrucken von Textilien und von Vinylaufklebern. 1988 führten wir die Stickerei ein (Stitch One) und 2 ½ Jahre danach entschieden wir uns dazu, ins Digitaldruckgeschäft (DP+D) einzusteigen.

Da wir mit dieser Drucktechnik nicht vertraut waren, verschoben wir die Investition in diese uns neue und unbekannte Technik für ein paar Jahre. Gleichzeitig verzeichneten wir einen drastischen Einbruch bei unseren Siebdruckgeschäften mit Vinylaufklebern, die bis zu 40 % unseres Umsatzes ausmachten.

Wir konnten es kaum glauben, wie schnell unser Siebdruckmarkt für Haftklebefolien auf Digitaldruck umstellen konnte. Daher entschlossen wir uns, eine Digitaldruckmaschine einer hochwertigen Marke anzuschaffen und begannen mit dem Digitaldruck. Nachdem wir die Möglichkeiten dieser Maschine erkannt hatten, waren wir froh über diese Investition. Wir verwenden unser ¾-automatische Siebdruckmaschine noch immer für größere Druckaufträge auf Vinyl

Möglichkeiten des Digitaldrucks

Derzeit besteht auf dem Markt eine große Nachfrage nach Aufklebern aller Art für verschiedenste Anwendungszwecke. Die meisten dieser Aufkleber werden in speziellen Kampagnen verteilt und auf Fahrzeughecks geklebt. Solche großen Aufträge führen wir noch immer mit der Siebdrucktechnik aus, die billiger als der Digitaldruck ist. Natürlich hängt es auch vom Design ab, ob wir Siebdruck oder Digitaldruck verwenden. Nicht alles lässt sich im Siebdruck bedrucken und auch nicht alles eignet sich für den Digitaldruck. Nach unserer Erfahrung ergänzen sich Siebdruck und Digitaldruck bestens; wir hätten diese Entscheidung schon ein paar Jahre früher fällen sollen.

Wir waren, und sind noch immer, sehr überrascht von den Möglichkeiten der Digitaldruckmaschine. Am Anfang betrieben wir sie lediglich mit Vinyl, probierten später jedoch auch andere Materialien aus. Heute verwenden wir den Digitaldruck auf Leinwand, auf Fahrzeugblenden, Postermaterial und Thermotransfer für kleinere textile Aufträge. Manchmal kombinieren wir einen digitalen Thermotransfer mit Stickerei auf Vorderteilen. Thermotransfer wenden wir meistens bei kleineren Aufträgen und für Mützen an.

Wir schufen für unser Unternehmen neue Marktchancen, auf die wir vorher keinen Zugriff hatten. Nun können wir unseren Kunden Banner, Poster oder sogar Bilder auf Leinwand anbieten, die wie richtige Gemälde aussehen.

Es kommt vor, dass ein Kunde bei uns etwas sticken lassen will und dann gleich auch noch einen Digitaldruckauftrag aufgibt. Schließlich wollen die meisten Kunden nur eins: Sie wollen nicht um die ganze Insel fahren, um ihre Aufträge zu verteilen; sie suchen eine Adresse, an der sie alles ordern können. Dass wir nun dieses One-Stop-Konzept anbieten können, hat uns einen großen Vorteil eingebracht.

Nach der Anschaffung der Digitaldruckmaschine stellten wir eine bereits mit Photoshop® und anderen grafischen Designprogrammen vertraute Person ein. Sie druckt auch die Filme für unsere Siebherstellung.

Wenn die Digitaldruckmaschine läuft, können auch andere Aufträge ausgeführt werden, insbesondere große Bestellungen, die viel Maschinenzeit verlangen. Natürlich muss laufend die Qualität geprüft werden. Wenn Sie die vorgeschnittene Technik anwenden, müssen Sie zudem überprüfen, ob die Einschnitte tief genug sind, um die Aufkleber ablösen zu können. Es passierte uns einmal, dass wir einen Auftrag zeitgerecht ausgeführt hatten, die Einschnitte waren jedoch nicht tief genug.

Da wir auf einer Insel leben, müssen wir stets genug Vorrat an unterschiedlichen Materialien, einschließlich Farbstoffen, haben. Alle diese Produkte sind auf der Insel nicht erhältlich und müssen aus den USA importiert werden. Manchmal müssen wir Kurierdienste in Anspruch nehmen, wie Fedex oder DHL, damit die Ware rechtzeitig ankommt. Wenn der Lagerbestand eines Standardmaterials knapp wird, müssen wir zu solchen Schritten greifen. Das hängt natürlich davon ab, ob der Kunde die Zusatzkosten auf sich nehmen will. Normalerweise bestellen wir unsere Materialien per Seefracht, was billiger ist aber rund zwei Wochen Transportzeit in Anspruch nimmt.

Bedienung der Digitaldruckmaschine

Die Bedienung des Digitaldruckers hat sich als nicht besonders schwierig erwiesen: Einerseits muss man mit Photoshop vertraut sein und andererseits muss man den Kunden beraten können, welche Materialien am besten für seinen Auftrag geeignet sind. Bei der breiten Auswahl an Materialien muss man die spezifischen Eigenschaften jedes Materials kennen. Wir bedrucken zum Beispiel für regional hergestellte Gefrier- und Backprodukte große Mengen von vorgeschnittenen Aufklebern im Digitaldruckverfahren.

Wir unternahmen zahlreiche Tests, um sicherzustellen, dass die Aufkleber auf den verpackten Produkten haften bleiben und dass der Kunde das Verfalldatum des Produkts auf dem Aufkleber anbringen kann. Auch nachdem das Produkt aufgetaut worden ist, muss der Aufkleber noch gut auf dem Produkt haften.

Wir haben zusätzlich eine Maschine gekauft, um einige unserer Produkte zu laminieren. Die Sonne (die bei uns fast das ganze Jahr hindurch scheint) hat einen großen Einfluss auf das Produkt. Bei Aufklebern für Fahrzeuge oder anderen Artikeln, die im Freien verwendet werden, empfehlen wir den Kunden stets, die Produkte zu laminieren – dadurch werden die Produkte dauerhaft geschützt und die Druckfarbe bleicht nicht aus. Natürlich kostet dieser zusätzliche Arbeitsschritt des Laminierens etwas mehr.

Mit unserem Digitaldrucker haben wir nur selten Probleme. Einmal pro Jahr fliegt ein Techniker aus den USA ein und wartet alle Maschinen derselben Marke auf der Insel. Einmal trat ein Problem mit unserer Maschine auf, das wir jedoch per E-Mail und Telefon lösen konnten. Wir wurden uns jedoch dabei bewusst, dass bei einem schwerwiegenden technischen Problem mit dem Digitaldrucker, dieser Produktionsbereich vollständig still stehen würde. Das würde für uns und unsere Kunden große Schwierigkeiten bedeuten. Daher haben wir uns entschlossen, in diesem Jahr einen zweiten Digitaldrucker anzuschaffen. Obwohl es nicht der richtige Zeitpunkt für solche Investitionen ist, brauchen wir dennoch einen Ersatz, wenn die Hauptproduktionsmaschine nicht funktioniert.

Es geht uns in erster Linie darum, unseren Kunden einen guten Service zu bieten und sie auch in Zukunft bedienen zu können. Mit der Kombination von Siebdruck und Stickerei können wir unseren Kunden rundum alles bieten, was sie brauchen.

Marktinformationen        

Anzahl Digitaldruckunternehmen oder Signmaker auf Curaçao: 7.

Zwei oder drei spezialisieren sich auf die Herstellung von Beschilderung oder Neonschildern, Plakattafeln und großformatigen Digitaldrucken für Messen und Ausstellungen.

Die anderen betreiben ähnliche Geschäfte wie wir, jedoch ohne diese mit weiteren Aktivitäten zu kombinieren.

Die meisten Aufträge stammen aus der regionalen Wirtschaft und aus einigen anderen Karibikinseln, wie Bonaire, Aruba und St. Maarten, für folgende Produkte:. Plakattafeln, Beschilderung, Neonschilder, Flaggen, Fahrzeugaufkleber, Poster, Banner usw.

Natürlich herrscht auf dem Markt auch ein Konkurrenzkampf. Die Insel ist klein und man kennt sich. Obwohl es nicht die richtige Zeit für eine solche Art von Investition ist, investierten wir in eine neue Digitaldruckmaschine. Wir brauchen eine Ersatzmaschine, wenn unsere Hauptmaschine außer Betrieb fällt. Es geht hier darum, das Geschäft des anderen zu respektieren und zu versuchen, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein.

Curaçao birgt viele zukünftige Geschäftsmöglichkeiten. Es gibt hier natürlich noch viel mehr als lediglich Arbeit. Die Insel hat wunderbare Strände, großartiges Essen, freundliche Einwohner und viel Genüssliches. Willemstad, unsere Hauptstadt, ist von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Daher entdecken zunehmend mehr Leute Curaçao.

Zu unseren zukünftigen Plänen gehört, unsere unterschiedlichen Geschäftsbereiche zu erweitern.  Deshalb suchen wir auch nach Investitionspartnern, die mit uns wachsen möchten. Zudem schließen wir die Möglichkeit nicht aus, unsere gesamten Unternehmen zu verkaufen, wenn wir ein attraktives Angebot erhalten würden. Interessenten können sich jederzeit bei uns melden: +599 9 736 3422 oder +599 9 767 1874 oder per E-Mail an info@stitchone.com.  Bitte fragen Sie nach Pierre Wouters